Um möglichst lange unentdeckt zu bleiben, werden Cyber-Angriffe oft in verschiedene Phasen aufgeteilt und über mehrere Kanäle koordiniert. Daher ist es für Unternehmen entscheidend, interne Datenquellen umfassend zu erfassen, zu konsolidieren und kontinuierlich zu überwachen, um Anomalien frühzeitig zu erkennen und im Gesamtkontext bewerten zu können.
Eine effektive Lösung zur Erkennung und Reaktion auf komplexe Sicherheitsvorfälle ist ein „Security Information and Event Management“ (SIEM)-System. SIEM-Lösungen sammeln und aggregieren Protokoll- und Ereignisdaten aus zahlreichen Quellen, um sicherheitsrelevante Vorfälle zu identifizieren und zu verfolgen. Dadurch erhalten Unternehmen umfassenden Einblick in aktuelle Aktivitäten ihrer IT-Umgebung und haben zugleich eine Aufzeichnung vergangener Ereignisse, um Muster und Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und zu adressieren.
Was ist ein SIEM?
SIEM-Systeme kombinieren Technologien für Datenerhebung und -aggregation, Echtzeit-Analyse und Korrelation, Alarmierung, Forensik und Vorfalluntersuchung, Datenvisualisierung und Reporting, um eine umfassende Sicherheitsüberwachung und Analyse zu gewährleisten. Sie sammeln und aggregieren Protokoll- und Ereignisdaten aus verschiedenen Quellen wie Netzwerkgeräten, Servern, Anwendungen und Sicherheitslösungen und nutzen diese Informationen, um Bedrohungen und Sicherheitsvorfälle frühzeitig zu identifizieren. Durch die zentrale Konsolidierung und Echtzeit-Analyse der Daten ermöglicht ein SIEM sowohl die Erkennung aktueller Bedrohungen als auch die Untersuchung vergangener Ereignisse.
Ziel ist es, die gesammelten Daten miteinander zu korrelieren, auszuwerten und um Kontext anzureichern, um Sicherheitsteams die erforderlichen Informationen zur Verfügung zu stellen. Managed SIEM Services lagern die laufende Überwachung, Verwaltung und Analyse der Sicherheitsereignisse aus und entlasten so die internen IT-Teams.
Die fünf Hauptfunktionen eines SIEM-Systems
- Datenaggregation: SIEM-Systeme sammeln Protokolldaten aus verschiedenen Quellen, einschließlich Netzwerksysteme, Cloud-Diensten, Betriebssystemen und Anwendungen und Services. Diese Aggregation ermöglicht eine zentrale Sicht auf möglichst viele Ereignisse innerhalb der Unternehmensinfrastruktur.
- Ereignisanalyse: Durch die Anwendung von Regeln und Algorithmen oder künstlicher Intelligenz analysiert das SIEM-System die gesammelten Daten, um verdächtige Aktivitäten zu identifizieren. Dies kann z.B. in Form von Anomalien, unerwarteten Zugriffsmustern oder spezifisch korrelierten Ereignissen geschehen, die auf einen Sicherheitsvorfall hinweisen.
- Alarmierung: Wenn ein potenzieller Sicherheitsvorfall erkannt wird, erzeugt das SIEM-System Alarmmeldungen mit konkret aufbereiteten Informationen über den Vorfall. Dies unterstützt das Sicherheitsteam, um schnell zu reagieren, den Vorfall zu untersuchen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
- Forensik und Analyse: Bei einem Sicherheitsvorfall kann das SIEM-System helfen, den Ablauf und die Ursache des Vorfalls zu identifizieren und die betroffenen Systeme und Daten historisch zu analysieren und einzugrenzen. Dies ist entscheidend für Bewertung des Vorfalls und der Entwicklung von Strategien zur Vermeidung ähnlicher Vorfälle in der Zukunft.
- Reporting: Dashboards und Berichte bieten einen Überblick über die Sicherheitslage des Unternehmens und erleichtern die Nachverfolgung von Trends, Mustern und potenziellen Schwachstellen. Neben dem laufenden Monitoring können somit auch die langfristigen Auswirkungen von Sicherheitsvorfällen dokumentiert werden.
Bonus-Features von SIEM-Systemen
Threat Intelligence Integration: Um immer relevantes Wissen über aktuelle Formen von Cyberattacken, Malware und Bedrohungen zu erhalten, können SIEM-Tools mit zusätzlich Informationen aus Threat-Intelligence-Feeds angereichert werden. Eingehende Daten können so mit aktuellen Bedrohungsindikatoren wie schädlichen IP-Adressen oder verdächtigen Domains abgeglichen werden.
Compliance-Management: Viele SIEM-Lösungen unterstützen Unternehmen bei der Einhaltung von regulatorischen Anforderungen, indem sie Prüfberichte erstellen und sicherheitsrelevante Ereignisse dokumentieren, um Compliance-Anforderungen gerecht zu werden.
Vorteile von SIEM-Systemen
Das zentrale Sammeln, Überwachen und Analysieren von Daten bietet zahlreiche Vorteile:
- Umfassende Transparenz: Die zentralisierte Datensicht bietet einen Überblick über die gesamte IT-Umgebung und potenzielle Schwachstellen.
- Frühzeitige Bedrohungserkennung: Durch intelligente Korrelation selbst kleinster Unregelmäßigkeiten können Unternehmen potenzielle Bedrohungen frühzeitig erkennen.
- Schnellere Reaktionszeiten: Automatische Alarmierung und Vorfalluntersuchung erleichtern die schnelle und gezielte Reaktion auf Bedrohungen und Sicherheitsvorfälle. Echtzeit-Reaktionen können weitere Schäden verhindern oder zumindest minimieren.
- Compliance-Erfüllung: Ein zentraler Datenbestand detaillierte Berichte und Protokollspeicherung vereinfachen außerdem die Einhaltung und Abbildung von Compliance-Anforderungen.
- Effizienz und Entlastung: Prozesse zur Automatisierung der Sicherheitsüberwachung und -analyse können leichter implementiert werden.
- Entscheidungsgrundlage: Durch Visualisierung und Berichte können Sicherheitsteams fundierte Entscheidungen treffen und strategische Maßnahmen ergreifen.
Herausforderungen von SIEM-Systemen
SIEM-System bieten viele Vorteile, bringen jedoch auch einige Nachteile und Herausforderungen mit sich.
- Kosten: Die Anschaffung, Implementierung und Wartung eines SIEM-Systems können aufwändig und teuer sein, insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen.
- Komplexität der Implementierung: Die Einrichtung eines SIEM erfordert in der Regel eine detaillierte Planung und Anpassung an die spezifische IT-Umgebung, was zeit- und ressourcenintensiv sein kann. Fehlkonfigurationen können zu ineffektiven Alarmierungen und verpassten Bedrohungen führen.
- Ressourcen: SIEM-Systeme erfordern erhebliche Rechen- und Speicherressourcen, um sie effektiv zu verwalten und zu betreiben – insbesondere bei der Verarbeitung großer Datenmengen und Langzeitspeicherung von Protokollen.
- Personalkapazitäten und Fachwissen: Der Betrieb eines SIEM erfordert spezialisierte Fachkräfte, die Bedrohungen analysieren und interpretieren. Managed Services können hier Abhilfe schaffen.
- Meldungsflut: Die Menge an gesammelten Daten kann überwältigend sein. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre SIEM-Systeme so konfiguriert und betrieben wird, dass sie möglichst nur relevante Informationen verarbeiten, um Falschmeldungen zu vermeiden und sinnvolle Ergebnisse zu erzeugen.
- Wartungsaufwand: Regelmäßige Anpassungen und Updates sind erforderlich, um neue Bedrohungen und Änderungen in der IT-Umgebung zu berücksichtigen. Ohne sorgfältige Konfiguration und Feinabstimmung können SIEM-Systeme eine hohe Anzahl von Fehlalarmen (False Positives) erzeugen.
Fazit
Richtig integriert und genutzt, unterstützen SIEM-Systeme Unternehmen effektiv dabei, ihre Sicherheitslage zu verstehen, zu verbessern und Vorfälle schneller erkennen und zu bewältigen. Vor der Entscheidung sollten Unternehmen jedoch prüfen, ob ihre Ressourcen ausreichen und ob sie eine langfristige Strategie zur Pflege und Optimierung des Systems umsetzen können.
Ein SIEM kann sich besonders für Unternehmen lohnen, die umfassenden Sicherheitsanforderungen unterliegen oder bereits ein erfahrenes Sicherheitsteam haben. Mit sorgfältiger Planung kann ein SIEM die Sicherheitsstrategie eines Unternehmens erheblich stärken und das Risiko kostspieliger Sicherheitsvorfälle verringern.
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