Die Fähigkeiten, IT-Systeme zu verstehen, zu nutzen, zu manipulieren und zu sichern, werden in unserer zunehmend digitalisierten Welt immer entscheidender. Für das Jahr 2025 soll der globale Schaden durch Cyberkriminalität auf rund 10,5 Billionen US-Dollar pro Jahr angewachsen sein [1] – ein Indikator für die wachsende Bedeutung von IT-Sicherheit und Hackerwissen.
Hacker werden in der Regel mit Cyberkriminalität in Verbindung gebracht – die Fähigkeit des „Hackens“ kann aber auch für konstruktive und positive Zwecke eingesetzt werden.
Was machen Hacker?
Hacker sind Personen, die technische Kenntnisse und Fähigkeiten nutzen, um Computersysteme, Netzwerke oder Software zu analysieren, zu manipulieren oder zu verändern. Sie sammeln Informationen über Systeme und Sicherheitsmaßnahmen, wenden Social Engineering Taktiken an, nutzen Schwachstellen in Software oder Hardware aus, schreiben Skripten oder Programme für Angriffe oder Sicherheitstests und Analysieren von Software oder Systemen, um deren Funktionsweise zu verstehen.
Abhängig von der Motivation und den ethnischen Grundsätzen kann das verschiedene Formen annehmen und von Schutz bis Angriff reichen.
Black Hats: Cyberkriminelle in Aktion
Black Hat Hacker verfolgen kriminelle Absichten wie Diebstahl, Zerstörung oder Erpressung. Sie nutzen ihre Fähigkeiten, um Systeme zu infiltrieren, sensible Daten zu stehlen oder diese zu verschlüsseln, um Lösegeld zu erpressen (Ransomware).
Typische Methoden von kriminellen Hackern – auch „Black Hats“ genannt – umfassen Malware-Entwicklung, Phishing-Angriffe, Datenlecks und Denial-of-Service-Angriffe. Cyberkriminalität hat gravierende Auswirkungen auf Privatpersonen, Unternehmen und sogar ganze Nationen. Der Fokus liegt auf finanziellen Gewinnen oder der absichtlichen Schädigung von Zielen, wobei keinerlei Rücksicht auf ethische Prinzipien genommen wird.
Im Gegensatz zu Hacktivisten verfolgen Cyberkriminelle keine ideologischen Ziele, sondern handeln aus Eigennutz oder krimineller Energie. Ein Beispiel hierfür ist der Einsatz von Ransomware, wie bei dem berühmten Angriff auf das Pipeline-Unternehmen Colonial Pipeline im Jahr 2021, bei dem Cyberkriminelle eine hohe Lösegeldzahlung erpressten, indem sie kritische Infrastruktur lahmlegten.
Hacktivismus: Hacking als Protest
Hacktivismus setzt sich aus den Wörtern „Hacking“ und „Aktivismus“ zusammen und verfolgt soziale, gesellschaftliche oder politische Ziele. Hacktivisten nutzen ihre technischen Fähigkeiten, um auf Missstände aufmerksam zu machen, Machtmissbrauch aufzudecken oder soziale Veränderungen zu unterstützen. Ihre Aktionen richten sich oft gegen Regierungen, Großkonzerne oder andere Institutionen, die sie als korrupt oder unmoralisch wahrnehmen. Dabei überschreiten sie aber häufig die Grenzen der Legalität, was zu einer intensiven Debatte über die ethischen Implikationen ihres Handelns führt.
Typische Ziele des Hacktivismus sind die Förderung von Transparenz, die Aufdeckung von Machtmissbrauch und der Widerstand gegen Zensur oder Verschleierung. Die Methoden von Hacktivisten reichen von DDoS-Angriffen, bei denen Websites durch Überflutung mit Anfragen lahmgelegt werden, über das Verändern von Webseiten (sogenanntes Defacement), um Botschaften zu verbreiten, bis hin zur Veröffentlichung vertraulicher Informationen.
Hacktivisten bewegen sich meist in einer rechtlichen Grauzone oder sind eindeutig illegal, was den Hacktivismus zu einem kontroversen Thema macht. Eine der bekanntesten Gruppen, die durch Hacktivismus bekannt wurden, ist Anonymous. Der lose Verbund vieler Beteiligten hat durch Angriffe auf Institutionen und Organisationen weltweit Aufmerksamkeit erregt. Auch Plattformen wie WikiLeaks [5] zeigen, wie Hacktivismus eingesetzt werden kann, um geheime Informationen zu enthüllen und gesellschaftliche Debatten anzustoßen.
Ethical Hacking: Hacken für die Sicherheit
Ethical Hacking hat sich als unverzichtbarer Bestandteil von Cybersicherheitsstrategien bewährt. Ziel ist es, Schwachstellen proaktiv zu identifizieren und Angriffsflächen zu minimieren, bevor sie von Cyberkriminellen ausgenutzt werden können.
Ethical Hacker – auch „White Hat Hacker“ genannt – bewegen sich klar innerhalb rechtlicher und ethischer Rahmenbedingungen. Die Techniken entsprechen denen von Cyberkriminellen, ihr Ziel ist jedoch konträr: Ethical Hacker nutzen ihre Fähigkeiten zum gezielten Testen von IT-Systemen, Netzwerken und Anwendungen, um Schwachstellen aufzudecken und dadurch langfristig die Sicherheit zu verbessern. Dabei arbeiten sie mit ausdrücklicher Zustimmung der betroffenen Organisation.
Zu den häufigsten angewandten Methoden der Expert*innen gehören Penetration-Testing, das darauf abzielt, Sicherheitslücken zu entdecken, sowie Social Engineering, um menschliche Schwachstellen auszuloten.
Dieser Ansatz hat sich längst zu einem anerkannten Berufsfeld entwickelt. Zertifizierungen wie der Certified Ethical Hacker (CEH) [2] oder der Offensive Security Certified Professional (OSCP) [3] bieten Fachleuten die Möglichkeit, ihre Qualifikationen nachzuweisen. Unternehmen erkennen zunehmend die Bedeutung von Ethical Hacking als wichtigen Bestandteil ihrer Sicherheitsstrategie und investieren in entsprechende Ausbildungen und Maßnahmen.
Grey Hats: Zwischen Gut und Böse
Grey Hat Hacker bewegen sich in einem Graubereich zwischen den klar definierten Rollen der White und Black Hat Hacker. Sie handeln oft ohne Genehmigung, aber ihre Absichten sind nicht kriminell. Ein bekanntes Beispiel ist der Fall eines Grey Hat Hackers, der 2019 Schwachstellen in den Sicherheitssystemen eines städtischen Wasserversorgungsunternehmens entdeckte und diese anonym meldete, wodurch ein potenzieller Angriff verhindert wurde. [4]
Typischerweise suchen Grey Hats unaufgefordert nach Schwachstellen in IT-Systemen und melden diese entweder den Verantwortlichen oder machen sie öffentlich bekannt, um Sicherheitsdiskussionen anzuregen. Dabei verzichten sie in der Regel auf finanzielle oder destruktive Ziele.
Im Gegensatz zu Ethical Hackern handeln Grey Hats ohne ausdrückliche Zustimmung, verfolgen jedoch ähnliche Ziele: die Verbesserung der Systemsicherheit. Ihre Handlungen ähneln in mancher Hinsicht denen von Hacktivisten, da sie technische Fähigkeiten nutzen und sich oft in rechtlichen Grauzonen bewegen. Der zentrale Unterschied liegt in der Motivation: Während Hacktivisten durch ideologische oder politische Ziele getrieben werden, handeln Grey Hats meist aus Neugier, einem Bedürfnis nach Anerkennung oder der Herausforderung, Sicherheitslücken zu finden.
Dennoch tragen beide Gruppen zur gesellschaftlichen Debatte über die ethischen und rechtlichen Grenzen des Hackings bei.
White Hats, Grey Hats und Black Hats: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Trotz ihrer unterschiedlichen Ausrichtung basieren Ethical Hacking, Hacktivismus, Grey Hats und Cyberkriminalität auf ähnlichen technischen Grundlagen. Alle nutzen die gleichen Werkzeuge und Methoden wie Netzwerkscanner, Schwachstellenanalyse-Tools und Exploit-Frameworks, um Schwachstellen zu erkennen oder Systeme zu manipulieren. Der entscheidende Unterschied liegt jedoch in der Motivation und den Auswirkungen ihrer Handlungen:
- Ethical Hacking steht für Schutz und Sicherheit innerhalb klarer rechtlicher Grenzen.
- Hacktivismus nutzt Hacking als Werkzeug für Protest und politische Ziele, häufig in rechtlichen Grauzonen.
- Grey Hats bewegen sich häufig zwischen legalen und illegalen Handlungen, wobei sie oft unaufgefordert handeln, jedoch keine schädlichen Absichten verfolgen.
- Black Hats sind Cyberkriminelle und verfolgt egoistische oder destruktive Ziele.
Fazit: Ethik, Technologie und Macht in der Cyberkultur
Die Welt des Hackings ist vielfältig und komplex. Gemeinsam ist den Hackern ihr Verständnis für die Stärken und Schwächen verschiedener Technologien und Systeme. Sie unterscheiden sich jedoch stark in ihrer Motivation und ihren Zielen, die von der gezielten Verbesserung der Cybersicherheit und dem Schutz von Systemen (Ethical Hacking), über den ideologischen Einsatz technischer Fähigkeiten zur Förderung sozialer oder politischer Ziele (Hacktivismus), bis hin zu kriminellen Aktivitäten wie Datendiebstahl, Erpressung und Zerstörung (Cyberkriminalität) reichen. Dazwischen agieren Grey Hats, die oft ohne Genehmigung handeln, dabei jedoch primär die Cybersicherheit verbessern oder Schwachstellen aufdecken möchten.
Diese unterschiedlichen Ansätze verdeutlichen die Macht und Verantwortung, die mit technischen Fähigkeiten einhergeht. Ob als IT-Sicherheitsexperte oder als Aktivist, technisch kompetente Personen von heute prägen durch ihr Handeln die Welt von morgen. Sie beeinflussen nicht nur die Sicherheit von Unternehmen und Regierungen, sondern auch das Vertrauen der Gesellschaft in digitale Technologien.
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Quellen: