Pionierarbeit seit 1986
Von IKARUS Software zu IKARUS Security Software
Von IKARUS Software zu IKARUS Security Software
Das erste Standbein war die Entwicklung von maßgeschneiderter Software für Klein- und Mittelbetriebe. Ja, das machte man damals noch, auch wenn es nicht wirklich gewinnträchtig war! Programmiert wurde in kompiliertem BASIC und COBOL auf PCs unter MS-DOS 2.11.
Das zweite Standbein waren Standardprodukte. IKARUS hatte ein Designtool für COBOL-Entwickler im Programm, das von Microsoft empfohlen wurde. Eine Zeit lang wurde mit Microsoft um das Produkt verhandelt, aber dann stampfte Microsoft das eigene COBOL-Team ein und kaufte einen COBOL-Compiler zu, für den es schon ein derartiges Tool gab. Schade…
Den Durchbruch sollte TIM schaffen. Das stand für „Time Is Money“ und war ein Terminverwaltungsprogramm, das im Hintergrund stets aktiv war und selbst von Disketten die Termine einer ganzen gepackten Woche in weniger als einer Sekunde einlesen und darstellen konnte. TIM war in Macro Assembler geschrieben, hatte über 30.000 Zeilen Code und war elegant und schnell. Die Vertriebspartner in Europa und Nordamerika waren das leider nicht – auf deren finanzielle Schwierigkeiten folgten Lizenzausfälle in fast siebenstelliger Höhe. Das war eine sehr schwierige Situation für IKARUS, denn TIM verkaufte sich gut.
Eines Tages, im Herbst 1987, erhielt IKARUS eine Diskette eines TIM-Anwenders. Irgendetwas, schrieb dieser, sei kaputt gegangen. Bei genauer Analyse stellte sich heraus: Die Diskette war von einem Computer-Virus verseucht. Das war etwas Neues für uns, das wir „in der freien Wildbahn“ davor noch nicht gesehen hatten.
Durch Zufall war IKARUS jedoch nicht unvorbereitet – ganz im Gegenteil. Unternehmensgründer Viktor Mayer-Schönberger hatte gemeinsam mit Joachim Schneider 1984 auf einen Artikel im „Scientific American“ geantwortet, in dem beschrieben wurde, wie sich zwei Programme in einer Softwareumgebung gegenseitig bekämpfen. An weltweite Wettbewerbe („Core Wars“) war darin gedacht, und auch eine Programmiersprache wurde vorgestellt. Zentrale Überlebensstrategie der Kampfprogramme war dabei, sich selber oftmalig zu kopieren – sich also ebenso fortzupflanzen, wie später Computer-Viren. In ihrer Freizeit entwickelten Mayer-Schönberger und Schneider eine Software für Core Wars, mit der sich Kampfprogramme schreiben und kompilieren ließen, um Wettbewerbe durchzuführen. So wurden sie zur „European Coordinators of the International Core Wars Society”.
Als dann 1987 der erste Computer-Virus analysiert wurde, waren IKARUS die grundsätzlichen Konzepte durch „Core Wars“ vertraut, und der Virus konnte von der Kunden-Diskette rasch entfernt werden. Und so war eine Idee geboren: Wie wäre es, dieses Wissen zu nutzen und ein Softwarepaket zu entwickeln, mit dem Anwender ihre Disketten auf Viren untersuchen, gefundene Viren entfernen und gegen einen Neubefall durch (noch) unbekannte Viren schützen könnten? Viktor Mayer-Schönberger schrieb ein Konzept, dass diese drei Aufgaben detaillierter skizzierte, und gab dem Paket einen Namen: virus utilities. Im Juni 1988 wurde die erste Beta-Version fertig, im Herbst 1988 folgte der Release: Das erste IKARUS-Sicherheitsprodukt war geboren. Und viele weitere sollten folgen.